Vier ernste Gesänge

Daniela Bianca Gierok, Altistin, Contralto, klassische Saengerin; Portraet; Einzelportraet, Portrait, Einzelportrait, Koeln, Nordrhein-Westfalen, Deutschland, Europa; 27.05.19, bw; sw, HF

Liebe Freundinnen und Musikliebhaber,

für eine Musikerin bilden sich im Laufe ihres Lebens Sehnsuchtsstücke heraus. Solche, die einen ungemein berühren. Sinnstiftend, beglückend, berauschend, beeindruckend oder leise voller Wahrheit und Weisheit für einen selber. Natürlich alles sehr subjektive Wahrnehmungen. Was den einen zu Tränene rührt ist, für den anderen Kitsch. Was hier als die größte Komposition ever erlebt wird, lockt jemand anderen nicht hinter seinem Klavier hervor. Und dann gibt es die Kompositionen, die im eigenen Fachbereich eventuell möglich wären…manchmal werden wir unliebsam aus unseren Träumen gerissen, wenn wir feststellen: „Das wirst du nie im Leben singen“. Oder wenn überhaupt, dann nur für dich allein zuhause…die Gründe dafür sind vielfältiger Natur: nicht ganz das richtige Stimmfach, nicht der passende Rollentyp…(wieviele Altistinnen wollten gerne Carmen sein, und manchmal scheitert der Wunsch schon vor einem kritischen Blick aufs Spiegelbild 😉 Die Variante „Jetzt kann ich es endlich singen, aber nun bin ich zu alt dafür“, greift mit fortschreitendem Alter auch immer öfter. Ich schicke das voraus, damit Sie sehen, dass nicht alles, was einem in seinem Musikerleben widerfährt, als selbstverständlich wahrgenommen wird. So habe ich von Beginn meiner klassischen Karriere an einen unglaublichen Faible für Brahms. Ich liebe es, seine Lieder zu singen. Und das ist kein Fastfood – „Ich liebe es“. Die Vier ernsten Gesänge empfand ich lange „attraktiv“ für mich als Altistin von der Komposition her, so übte ich mich daran. Ich hörte Kathleen Ferrier mit ihnen, die ich sehr verehre, aber auch die kühlere Schönheit, mit der sie von Janet Baker gesungen wurden. Ich nahm sie später auch auf einen Meisterkurs mit, aus dem ich frustriert wieder heimkehrte. Sovieles hatte ich in der Vorbereitung „übersehen“, nicht beachtet, konnte es dann auf dem Kurs nicht umseztzen. Aber ich holte sie immer wieder aus dem Regal hervor und machte mich an die Arbeit. Rhythmus, Intonation, Wortsinn…und auf einmal entdeckte ich noch mehr für mich, als eine herausragende klasssiche Komposition. Ich entdeckte die Weisheit der Worte, die durch die Musik eine fast schmerzhafte Unausweichlichkeit für mich bekamen. Eine Wahrhaftigkeit, die ich mitteilen wollte. Mit der Pianistin, Organistin und Kantorin Min Uhlig habe ich eine wunderbare Partnerin gefunden, mit der ich nun am 17. Oktober 2020 die „Vier ernsten Gesänge“, in der Orgelbearbeitung von Min Uhlig, aufführen konnte. Die Premiere fand in der evangelischen Stadtkirche Schopfheim statt, wo mich mit KMD Bogon und seiner Kantorei eine jahrelange musikalische Freundschaft verbindet. Ich freue mich, Ihnen diesen Live-Mitschnitt nun zeigen zu dürfen. Herzliche Grüße und Keep on S(w)inging, Ihre Daniela Bianca Gierok